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Ich mache inzwischen seit zwei Jahren Mobilitätstraining und finde es einen wichtigen Schritt in Richtung Teilhabe am öffentlichen Leben. Dass es nicht nur um die Nutzung von Bus und Bahn geht, sondern um eine Verbindung von Welten, wurde mir schnell klar.  

 

Das Mobilitätstraining betrifft oft Menschen, die behütet werden und nicht gelernt haben, selbstständig im Nahverkehr zu fahren und Menschen, die aus der Normalität gefallen sind. Es fängt bei der Orientierung an und 

 

 

 

 

                                                                                   Beispiel:
                                                                                 
 Auf individuelle Bedürfnisse   

                                                                                             angefertigte Wegbeschreibung
                                                                                             Zeichnung Nati Radtke

 


gerät bei den inneren Widerständen, der Angst vor der Enge, vor Menschen oder der Angst verloren zu gehen ins Stocken. Manchmal sind die Widerstände so groß, dass eine einfache Busfahrt aussichtslos erscheint. 


Im geschützten Raum zu leben bedeutet, geschont zu werden und es bequem zu haben, bedeutet aber auch, abhängig zu sein. Für diese Menschen ist die Resonanz des Umfeldes sehr wichtig, sie gibt ihnen Halt. Deswegen muss das Umfeld mit berücksichtigt werden, denn was nützt ein Training, um mit dem Bus fahren zu können, wenn die Mutter das nicht will, weil sie Angst um ihr Kind hat. 


Sätze wie: „Pass auf, geh nicht zu dicht an den Rand, wenn dich jemand schubst, dann fällst du auf die Gleise!“ oder „Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie du das alleine schaffen willst!“  oder „Ich habe Angst, du gehst verloren!“, machen unsicher. Da kommt zu der eigenen Angst noch die Angst der anderen. 


Am Anfang stehen Fragen: „Wer bin ich und wer bist du? Was will ich? Was kann ich?“ „Wie kann ich vorhandene Einschränkungen sinnvoll ausgleichen?“. Denn Selbsteinschätzung, Selbstvertrauen und selbst Entscheidungen zu treffen, sind Säulen, Mobil zu sein und stehen im Mittelpunkt des Trainings.


Andere Fragen zu stellen als „Mache ich alles richtig?“ oder „War das jetzt falsch?" bedeutet, aus dem gelernten funktionalen Kreislauf auszubrechen. Damit findet eine Veränderung, ein Perspektivwechsel statt. Es gelingt, vom Sollen zum Wollen zu kommen und nebulöse Vorstellungen wie „So macht man das!“ in „Wie kann ich das schaffen?“ aufzulösen.  
Im Dialog entwickeln wir im Mobilitätstraining den Weg. Wir verändern den Blick von dem was nicht geht zu Möglichkeiten, wie könnte es gehen. Es ist wie das spinnen eines Netzes von Innen nach Außen.


Manchmal ist es entspannend, wenn wir nicht direkt auf das Ziel lossteuern. Der Spaß am Suchen und Finden, die Freude Innezuhalten und zu Entdecken bringt Leichtigkeit. 
Allerdings ist Kreativität gefragt und die Fähigkeit zu beobachten, zu erkennen und unkonventionelle Lösungen zu finden, um auf Unvorhergesehenes reagieren zu können. Es geht darum, persönliche Ziele zu entwickeln und vielleicht als ersten Schritt nur eine Buslinie oder die täglichen Verbindungen zu kennen. Denn jede Bahnfahrt ist mit der Begegnung mit unbekannten Leuten ein anderes Erlebnis. Und wie ist mit der Angst umzugehen, dass die Bahn stehen bleibt oder ausfällt.


Der Anspruch, das gesamte Streckennetz zu beherrschen, ist unrealistisch und nicht notwendig. Große Ziele müssen in kleine aufgeteilt werden, so dass die einzelnen Schritte sich zu einem sicheren Weg verbinden. 


Das Mobilitätstraining ist eine Möglichkeit, den eigenen Radius zu vergrößern und den Lebensraum zu erweitern bzw. diesen erst einmal zu füllen. Da werden Sehnsüchte geweckt und Träume wollen gelebt werden – Träume, die unerfüllbar schienen.



 

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